Debatte um „Gott ist queer“
Kirchentagspredigt wird breit und kontrovers diskutiert.
Eine heftige Debatte in den Sozialen Medien hat die Schlusspredigt von Pastor Quinton Ceasar auf dem Kirchentag in Nürnberg ausgelöst. Er äußerte u. a.: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.“ Zahlreiche Christen äußerten sich fassungslos und schockiert über die Predigt. Der christliche Influencer und Prediger Christian Al-Masoud (Stuttgart) schrieb auf Instagram: „Unser Blick sollte nicht auf den Kirchentag gerichtet sein. Nicht auf ‚Predigten‘, die vom Zeitgeist geküsst sind. Lasst uns unsere Augen auf Jesus richten!“ Die Influencerin Jasmin von „LIEBE-ZURBIBEL“ sagte auf Instagram: „Jetzt ist die Zeit zu sagen, dass das, was ihr tut, Blasphemie ist.“ Es sei die Zeit zu sagen, dass dieses Tun von einem absolut antigöttlichen Geist inspiriert sei.
Selbst gemachter Götze
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern (ABC/Lohr am Main), Dekan Till Roth (Lohr am Main), äußerte in einer Mitteilung, dass Ceasars Predigt keine schriftgemäße Verkündigung des Evangeliums war. Der Erkenntnis, dass Gott queer sei, liege eindeutig nicht die Heilige Schrift zugrunde. „Hier geht es um einen erfundenen Gott, um einen selbst gemachten Götzen.“ Auch der Vorstand der theologisch konservativen „ChristusBewegung Lebendige Gemeinde“ in Württemberg kritisierte den Satz „Gott ist queer“ als „anmaßend“. „Von Gott kann weder gesagt werden, dass er ein Mann oder eine Frau sei, dass er hetero- oder homosexuell sei, noch dass er queer sei.“
Hass gegen Ceasar verurteilt
„Lebendige Gemeinde“ und ABC verurteilten, dass Ceasar als Reaktion auf seine Predigt auch Hass, Diskriminierung und massiven Bedrohungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sei. An einer IDEA-Umfrage auf Instagram zur Aussage „Gott ist queer“ beteiligten sich 788 Nutzer. 8 % stimmten dem Prediger zu, 84 % bezeichneten sie als Blasphemie und 8 % antworteten mit „Ich habe keine Meinung“.
Dietz: Ruf zur Umkehr
Der Theologieprofessor Thorsten Dietz (Marburg/Zürich) wundert sich dagegen, dass man sich über den Satz „Gott ist queer“ aufregt. Dieser sei doch selbstverständlich, schrieb er auf Facebook. „Gott bin ich, nicht ein Mann“, heiße es in Hosea 11. Gott stehe jenseits der Geschlechterdifferenz. Gott sei weder Mann noch Frau. Und zugleich seien Mann und Frau zu seinem Bild geschaffen (Genesis 1,27). Auf Anfrage von IDEA erklärte Dietz, er sei dankbar für die Predigt. Ihre zentrale Botschaft sei hart gewesen: „Wir vertrauen eurer Liebe nicht. Wir haben keine sicheren Orte in euren Kirchen.“ Dieses Wort gelte den Christen in Deutschland heute insgesamt, so Dietz. „Die Predigt war ein Ruf zur Umkehr, nicht nur für die vermeintlich Rechtsradikalen, sondern für uns alle. Wir halten uns nicht für Rassisten – und bemerken gar nicht die Privilegien, die wir als Weiße in einer Wohlstandsgesellschaft haben. Zur Liebe Gottes gehört immer auch die Zumutung der Wahrheit. Schön, dass der Kirchentag den Mut hatte, mit einer so herausfordernden Botschaft zu schließen!“
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