

Kinderlos fürs Klima?
Liebe Leserin, lieber Leser, 2021 wurde Herzogin Meghan und Prinz Harry ein Preis für ihren Einsatz für den Klimaschutz verliehen. Ihre Leistung? Die beiden hatten festgelegt, nur zwei Kinder haben zu wollen. Dadurch würden sie die Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima „signifikant“ reduzieren, heißt es.
„Kinder kriegst du ja nicht mehr weg“
Kinderlosigkeit als Wohltat für den Planeten: Diese Forderung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Am 14. April dieses Jahres schreibt Caro Wucherer in der ZEIT über gewollte Kinderlosigkeit. „Kinder kriegst du ja nicht mehr weg“, lautet der vielsagende Titel. Egal wie viel Lastenfahrrad jemand führe, wie wenig Fleisch man äße, an die positive Klimabilanz eines Kinderlosen kämen „die mit den Kindern“ nie ran.
Auf vielen Ebenen bizarr
Der Wert des menschlichen Lebens also gegengerechnet gegen den CO 2 -Ausstoß? Die Aussage des Artikels ist auf so vielen Ebenen bizarr, dass man sich zunächst entscheiden muss, ob man ihn aus ethischer, ökonomischer oder naturwissenschaftlicher Perspektive als absurd bezeichnet. Dass auch in Zeiten des Klimawandels eine Gesellschaft vom Generationenvertrag lebt und im späten 21. Jahrhundert irgendwer die Renten der Älteren wird bezahlen müssen, ist da noch eine eher harmlosere Einsicht. Immerhin leiden immer mehr Industrienationen – darunter besonders Japan und China – unter extrem niedrigen Geburtenraten, die das soziale und wirtschaftliche Gefüge zukünftig vor massive Herausforderungen stellen werden.
Was hat dann überhaupt Wert?
Mehr an die Substanz gehen die philosophischen Hintergrundannahmen des Anti-Geburtstrends. Dass die Natur zu schützen sei, ergibt sich aus der Einsicht, dass die Erde Lebensraum des Menschen ist; nach christlichem Verständnis hat Gott ihn dem Menschen zur Bewahrung anvertraut. Wird die Nicht-Existenz von Menschen jedoch zu einem positiven Ziel, entpuppt sich die nur scheinbar ökologische Denkweise als letztlich nihilistisch. Wenn das menschliche Leben keinen Wert an sich darstellt, was hat dann überhaupt einen Wert? Wenn die Weitergabe des Lebens kein erstrebenswertes Ziel mehr ist, kündigen wir dem großen Projekt „Menschheit“ das Vertrauen auf.
Wenn das menschliche Leben keinen Wert an sich darstellt, was hat dann überhaupt einen Wert?
— Johannes Hartl
Der Glaube, dass andere, noch nicht geborene Menschen eine Belastung für den Planeten seien, ist überheblich. Wer sagt, dass nicht gerade ein morgen geborener Mensch die entscheidenden Ideen haben wird? Wäre die Gleichung „mehr Menschen = mehr Belastung für den Planeten“ wahr, wäre der Suizid die gebotene Handlung. Selbst weiterleben zu wollen, doch einer neuen Generation das Leben nicht zu gönnen, klingt zwar weniger brachial, ist aber letztlich nicht weniger lebensfeindlich.
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