
Lob an EKD für „Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt“
Kirche und Diakonie haben Vorreiterrolle übernommen.

Vertreter der Betroffenen von sexualisierter Gewalt haben auf der EKD-Synode in Magdeburg das „Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt“ (BeFo) der EKD gelobt. Hintergrund: Das Gremium hat am 1. Juli offiziell seine Arbeit aufgenommen. Es soll die Federführung bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt übernehmen. Ihm gehören neben Kirchenvertretern auch Betroffenenvertreter an. Für Beschlüsse ist sowohl eine Mehrheit unter den Betroffenen als auch unter den kirchlichen Beauftragten notwendig. Vor seiner Gründung lag die Federführung bei der Aufarbeitung beim Beauftragtenrat der EKD. Er sollte von einem Betroffenenbeirat beraten werden. Die Gründung dieses Beirates war im vergangenen Jahr aber gescheitert, weil Betroffene Kritik geäußert hatten. Sie forderten eine stärkere Mitsprache. Der Betroffene Detlev Zander (Plattling/Niederbayern) sagte vor der Synode, Kirche und Diakonie hätten mit der Bildung des BeFo eine Vorreiterrolle übernommen. Das Gremium ermögliche in vorbildlicher Weise die Mitwirkung der Betroffenen am Aufarbeitungsprozess.
Bisher sind 757 Fälle bekannt

Der bisherige Sprecher des Beauftragtenrates, der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns (Wolfenbüttel), erklärte, mit der Bildung des Forums seien alle Beteiligten in einen Dialog eingebunden worden. Meyns wird am 1. Dezember als Sprecher des Beauftragtenrates turnusmäßig von der Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst (Speyer), abgelöst. Sie sagte vor der Synode, die Fälle sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie müssten konsequent und systematisch aufgearbeitet werden. Dafür würden unabhängige Aufarbeitungskommissionen gebildet.

Derzeit werde außerdem im Rahmen einer großangelegten Studie das Ausmaß von sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie untersucht. Neue Taten müssten durch flächendeckende Prävention und Sensibilisierung verhindert werden. Die Betroffene Nancy Janz (Bremen) sagte, bisher seien der EKD 757 Fälle sexualisierter Gewalt gemeldet worden, die sich seit 1949 im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie ereignet hätten.

Weitere Meldungen und Kommentare von der EKD-Synode lesen Sie auf den Seiten 16 bis 18.
© Foto(s) PICTURE-ALLIANCE.COM/DANIEL NAUPOLD; EKD (2); IMAGO-IMAGES.DE/EPD