

An welchem Platz will Gott mich haben?
Maike Geddert, freie Mitarbeiterin von IDEA, im Gespräch mit Missionar Daniel Höynck über Berufung
Daniel Höynck ist Missionarskind. Seine Kindheit verbringt er größtenteils in Afrika. Seine Ausbildung zum Sparkassenkaufmann führt ihn mit 18 Jahren zurück nach Siegen in Deutschland. Aber schon gleich nach der Abschlussprüfung macht er sich auf zum Wehrersatzdienst nach Israel. Hier lernt er seine Frau Lilli kennen. Nach sechs Jahren in der Buchhaltung bei IDEA in Wetzlar beruft ihn Gott mit Frau und drei kleinen Kindern nach Uganda. Auch hier bleibt die Familie sechs Jahre. Jetzt ist Daniel Höynck gerade wieder in Deutschland. Aber nicht für lange, denn Gott ruft die Familie erneut: dieses Mal nach Malawi.
IDEA: Sie sind als Missionarskind in Afrika aufgewachsen. Wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt?
Höynck: Ich habe meine Kindheit in Afrika sehr positiv erlebt und denke gerne daran zurück. Rückblickend war es eine sehr spannende und abwechslungsreiche Zeit. Was aber noch wichtiger ist: In Malawi traf ich meine persönliche Entscheidung, Jesus Christus mein ganzes Leben zu geben. Im Rahmen der Gemeinde- und Jugendarbeit wuchs mein Glaube, und so ließ ich mich als Zeugnis vor der geistlichen und menschlichen Welt auch in Malawi taufen.
Meine Eltern sind insgesamt in drei verschiedene Projekte in Afrika entsendet worden. Jedes Mal haben wir gemeinsam als Familie alles besprochen, gemeinsam darum gebetet und es dann auch beschlossen. Wir haben Gottes Wegweisung für unsere Schritte empfangen und in der Folge seine treue Fürsorge erfahren können. Auch im Nachhinein erwiesen sich die einschneidenden Entscheidungen als gut. Dies hat mein Glaubensleben nachhaltig geprägt.
Meine Eltern haben mir stets vorgelebt, wie der christliche Glaube im Alltag aussieht. Von ihnen habe ich gelernt, dass die Grundlage für den Glauben eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus ist. Für uns stand und steht ganz klar fest, dass die Bibel Gottes lebendiges Wort ist. So heißt es im Neuen Testament: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ (2. Timotheus 3,16 –17). Auch die Lebensweise unserer Familie hat mich geprägt: Ich erlebte von Anfang an viel Gemeinschaft mit Christen aus den unterschiedlichsten Denominationen, staunte über Wunder und Wirken Gottes und genoss die intensive Familienzeit ebenso auch in Gemeinschaft mit anderen Christen. Demzufolge habe ich wenig Berührungsängste mit Christen aus anderen Denominationen.

Sie sind 36 Jahre alt und bereits viel in der Missionswelt unterwegs gewesen. War das schon immer Ihr Lebensziel?
Nein, ich hatte als junger Erwachsener nicht erwartet, später einmal in die Mission zu gehen. Persönlich sah ich mich nicht als geeigneten Kandidaten, war jedoch offen für Gottes Wegweisung in meinem Leben. Einige Jahre nach der Hochzeit beschäftigte sich meine Frau mit dem Gedanken, ob ein Einsatz in Afrika für uns als Familie vorstellbar wäre. Unabhängig hiervon wurde ich von Mitarbeitern der Organisation coworkers (ehemals Christliche Fachkräfte International e. V.) angesprochen. Es ging um dieselbe Frage: „Können Sie sich einen Auslandseinsatz vorstellen?“ Meine Frau und ich nahmen diese Frage ins Gebet. Einige Zeit später wurde uns deutlich, dass dies unser Weg sein sollte.
Auch im Nachhinein erwies sich dies als richtige Entscheidung, da ich vor Ort in Uganda passend eingesetzt werden konnte. Wir erlebten viel Bewahrung, und Gott schenkte uns Weisheit für die Bewältigung der unterschiedlichen Aufgaben.
Was bedeutet Berufung in Ihrer Lebensplanung?
Berufung bedeutet für meine Familie und mich ganz konkret: Wir fragen Jesus, an welchem Platz er uns haben möchte. Hierbei ist mir der folgende Vers ganz wichtig: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach.“ (Joh. 10,27) Ich bin mir voll und ganz bewusst, dass ich unseren Heiland um Wegweisung bitten darf. Zudem haben wir die Zusage, dass wir Gottes Wegweisung erfahren. In solchen Entscheidungsphasen bitten wir weitere Christen, mit für uns in dieser Zeit zu beten. Oftmals erleben wir Anfechtungen in solchen Zeiten, insbesondere bei wichtigen Terminen oder Vorbereitungstreffen. Aber Anfechtungen kann man überwinden, und meistens wirken sie sich stärkend auf unseren Glauben aus.

Sie gehen mit der ganzen Familie und für mehrere Jahre in den Auslandseinsatz. Das ist ja sowohl spannender Aufbruch als auch Abschiednehmen.
Ja, das ist richtig. Ein mehrjähriger Auslandseinsatz ermöglicht uns, die Menschen nicht nur näher kennenzulernen, sondern auch wertvolle und tiefe Freundschaften aufzubauen. Im Laufe der Zeit teilten wir nicht nur Freude, sondern auch Leid mit den Menschen vor Ort. Beziehungen haben im afrikanischen Raum einen sehr hohen Wert, dies drückt sich zumeist in Gastfreundschaft und dem gegenseitigen Zeitnehmen füreinander aus.
Einen weiteren Aspekt von Missionseinsätzen schätzen wir besonders: In der Bibel wird uns verheißen, dass jeder, der seine Heimat um Jesu willen und des Evangeliums willen verlassen hat, in besonderer Weise versorgt wird (Markus 10,29 – 30). Dies betrifft nicht nur die materielle, sondern auch die soziale Versorgung. Es heißt dort, dass solche Menschen „Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder“ empfangen werden. Konkret zusammengefasst heißt dies, dass Gott den Missionaren Menschen zur Seite stellt, die auch die schmerzhaften Wunden des Abschieds von geliebten Menschen aus der Heimat lindern. Persönlich habe ich dies z. B. in Uganda erlebt, wo mir Pastor Francis Aoli und seine liebe Frau Louis zu Vater und Mutter geworden sind.
Ein anderer spannender Aspekt ist, dass wir neue Vorbilder finden, die uns im persönlichen Glauben und der Reife weiterwachsen lassen. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele, einige davon sind: Pastor Francis und Louis Aoli, die beide ein unglaublich intensives Gebetsleben führen. Rev. Israel Mwesigwa, der eine große Nächstenliebe ausstrahlt. Mama Edreda in ihrer aufrichtigen und liebevollen Art. Mein Bruder Wilson Asaba mit seiner bewundernswerten Ausdauer und Aufrichtigkeit. John, mein lieber Bruder aus der Nachbarschaft, der mit enormer Demut und Hingabe an großen Projekten arbeitet.
Jetzt steht wieder ein Auslandseinsatz an. Wohin geht es, und wie sieht Ihr Alltag aus?
Derzeit befinden wir uns mit der Liebenzeller Mission in Vorbereitung auf einen mehrjährigen Einsatz in Malawi. Vor Ort werde ich die Missionare im Bereich der Administration unterstützen, hinzu kommen weitere Aufgaben im Missionsgebiet. Unsere drei Kinder werden eine Internationale Schule besuchen, gemeinsam mit den anderen Missionarskindern der Liebenzeller Mission in Blantyre. Meine Frau und ich werden uns zunächst in die Administration einarbeiten, insbesondere in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Mitarbeitern. Des Weiteren stehen Besuche bei den verschiedenen Liebenzeller Projekten in Malawi an, um dort Beziehungen aufzubauen. Die neuen Erfahrungen werden hilfreich sein, um die Malawischen Strukturen besser zu verstehen. Spannend ist auch die Integration in unsere neue Gemeinde vor Ort, in die wir uns mit einbringen werden.