

Die vordringlichste Aufgabe der Kirche
Liebe Leserin, lieber Leser, vom 6. bis 9. November tagt in Magdeburg die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Vorfeld stellt sich die Frage: Was braucht die Kirche jetzt? Was ist ihre vordringlichste Aufgabe?
Natürlich beschäftigen viele Gemeindeglieder angesichts des Krieges gegenwärtig friedensethische Fragen. Wann sollte „die eigene Backe hingehalten werden“ und wann ist es geboten, den Nächsten gegen Gewalt zu schützen? Im jüngsten Hirtenbrief weist unser sächsischer Landesbischof auf die schlichte Tatsache hin, dass das Reich Gottes nicht von dieser Welt ist und wir in all unserem Tun zuerst diesem Reich verpflichtet sind. Sicher gehört dazu auch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung, doch wir wissen ebenso darum, dass diese Welt vergeht und wir ihr nicht eine Spanne hinzusetzen können, sosehr wir uns auch bemühen. Die Kräfte, die außerhalb der menschlichen Einflussnahme liegen, sind gewaltiger als unsere Möglichkeiten.
Nicht die Krisenängste der Welt, sondern vor allem die Überwindung unserer Glaubenskrise sollte uns im kirchenleitenden Handeln in besonderer Weise herausfordern.
— Falk Klemm
Das schließt natürlich kluges Handeln in der Welt angesichts der irdischen Herausforderungen nicht aus. Als Christen wissen wir, dass Panikmache vor Katastrophen oder der Glaube daran, dass wir diese Welt retten oder gar in ein Paradies verwandeln könnten, Irrwege sind. Wir wissen darum, dass menschliches Wissen Stückwerk bleiben wird. Wir wissen nicht alles, auch nicht im Blick auf sogenannte Klimamodelle oder auf den Umgang mit Seuchen und Kriegen.
Evangelisation und die Feier der Sakramente
Angesichts der Ängste der Menschen besteht die Gefahr, dass ideologisches Denken dominant wird. Die Kirche Jesu schuldet darum der Welt die Unterscheidung der Geister und die Bitte um den Heiligen Geist, der ihr diese Unterscheidung ermöglicht.
Die vordringlichste Aufgabe der Kirche zu allen Zeiten und an allen Orten ist und bleibt die Evangelisation und die Feier der Sakramente. Sie sind Quelle und Ziel kirchlichen Handels. Ihre Antwort auf die aktuellen Krisen kann nur das Vertrauen in den sein, der im Regimente sitzt und regiert: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.“ (Martin Luther)
Nicht die Krisenängste der Welt, sondern vor allem die Überwindung unserer Glaubenskrise sollte uns im kirchenleitenden Handeln in besonderer Weise herausfordern und ökumenisch zu denken geben. Welche Impulse zur Neuevangelisierung aus der Weltkirche sollten wir aufnehmen? Welche apologetischen Angebote entwickeln wir angesichts existenzieller Glaubensfragen?
Noch lässt sich Gott finden in seinem Wort und Sakrament. Die Kirche richtet ihren eschatologischen Blick aber auch darauf, dass die Missionszeit einmal endet.