
Ein Blick zur Herrnhuter Brüdergemeine lohnt immer
Andreas Tasche

Das Buch bietet bestens aufbereitete Einblicke in das Werden und Wachsen der Herrnhuter Brüdergemeine. Zum Glück trifft der Titel nur bedingt zu. Wer erbauliche „Geschichten“ aus und zu Herrnhut erwartet, wird enttäuscht. Und das ist gut so. Es gelingt Andreas Tasche, selbst Herrnhuter Pfarrer (i. R.), kenntnisreich und lebendig zu berichten, was sich in den ersten Jahrzehnten der Geschichte Herrnhuts zugetragen und in der Folgezeit begeben hat. Damals wurden die Weichen für alles Weitere in der 300-jährigen Geschichte der Herrnhuter gestellt. Sorgsam, aber keineswegs trocken und langweilig, schöpft der Verfasser aus reichen Quellen. Dabei wird neben der geistlich-theologischen auch die soziale und wirtschaftliche Ausrichtung der Brüdergemeine beleuchtet. Tasche räumt dabei mit manchen Legenden auf, so u. a. mit der, dass Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf 1722 entschlussfreudig die Herrnhuter Brüdergemeine auf den Weg gebracht habe. Tatsache ist: Er musste wegen mancher Vorbehalte erst zum Jagen getragen werden, war dann aber umso zielstrebiger dabei, die Brüdergemeine nach innen auszugestalten und ihr weltweites Wirken in die Wege zu leiten. Im Buch werden u. a. der Herrnhuter Kirchensaal, der Gottesacker (Friedhof ), die „Losungen“ und die Fertigung der Weihnachtssterne – jeweils auch in ihrer geschichtlichen Entwicklung – ausführlich beschrieben. Das Buch eignet sich sehr gut für die persönliche Lektüre, zum Verschenken für Interessierte und nicht zuletzt für die Gemeindearbeit. Ein Blick zur Herrnhuter Brüdergemeine lohnt immer.
Christoph Morgner, ehemaliger Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes