
Eine himmlische Perspektive
Thomas Meyerhöfer

Diese Autobiografie ist wie ein Parforceritt. Als Jugendlicher lässt sich der Autor in einem Fluss taufen und übt Zungenrede. Später arbeitet er in einem christlichen Hotel – und trifft Doro, seine große Liebe. Thomas wird Polizist, sein Traumberuf. Es sind gefährliche Zeiten. Gewalttätige Demos, Geiselnahmen. Er liebt den Dauerstress. Doch eines Tages hört er Gottes Stimme: Pastor soll er werden, eine Bibelschule besuchen. Das haut ihn um. Er fühlt sich hin- und hergerissen. Griechische Grammatik lernen, das ist gar nicht seins. Was soll er bloß machen?
Der Autor leitet schließlich ein Missionswerk, predigt, gründet einen YouTube Kanal. Hat 1.000 Ideen und ein irres Lebenstempo – und versackt irgendwann in Depressionen. Sieben Jahre lang, dann findet er eine neue Berufung als Schriftsteller und Leiter des Talks „Superfromm“ bei Bibel TV. Das Buch hat etwas Atemloses. Das wird auch dadurch vorangetrieben, dass Gott mit lauter Stimme Ansagen macht und dass die Protagonisten in Visionen ihre Zukunft sehen. Mit diesen Stellen fremdele ich. Und würde das Buch meinen glaubensfernen Freundinnen eher nicht in die Hand drücken.
Unterbrochen wird die Erzählung mehrfach durch Gespräche mit Jesus, in denen der Autor seine Erlebnisse reflektiert. Manche Wendung erschließt sich so im Nachhinein, die in der aktuellen Situation unverständlich erschien. Wie Gott im Alltag seine Fäden spinnt, das wird schön herausgearbeitet. Für Zweifelnde und Verzagte kann diese himmlische Perspektive tröstlich sein.
Luitgardis Parasie, Pastorin und Familientherapeutin