

Interkulturell und biblisch: Welche Kompetenzen die AWM vermittelt
Die Globalisierung bringt Menschen über alle Kontinente beruflich und privat zusammen. Es wird also auch für Christen immer wichtiger, die unterschiedlichen kulturellen und konfessionellen Hintergründe zu kennen und andere Sichtweisen zu verstehen. Die AWM Korntal (ehemals Akademie für Weltmission) bildet und fördert ihre Studenten darum ebenso auf dem Gebiet der interkulturellen Ethik. Ein Beitrag von Daniel Böhm (Foto). Er ist bei der AWM für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
© Foto(s) AWM, PRIVAT
Wenn an der AWM Korntal eine Missionarin aus Zentralasien, ein Projektmanager aus der Automobilbranche und der Leiter eines internationalen Hilfswerks gemeinsam über interkulturelle Ethik sprechen, geht es nicht um theoretische Gedankenspiele, sondern um konkrete Fragen, die sie aus ihrer Lebenserfahrung und Berufspraxis mitbringen: Was passiert, wenn das Evangelium auf eine Kultur trifft, in der Vielehe üblich ist? Wie kläre ich Konflikte in einem internationalen Team? Wie wird mein Verständnis biblischer Ethik durch eine asiatisch geprägte Sichtweise erweitert oder geschärft?

Vorgefertigte Antworten gibt es selten
Vorgefertigte Antworten gibt es für diese Fragen selten: Wissenschaftliches Arbeiten verbunden mit dem offenen und anregenden Austausch gibt neue Impulse, um biblische Wahrheit kontextualisiert anzuwenden. Um wirklich hilfreich zu sein, muss das Ringen um Antworten so herausfordernd sein wie der Alltag, in dem sie ihre Anwendung finden. Viele der Dozenten schöpfen selbst aus ihrer Praxiserfahrung und bringen daher sowohl Verständnis für besondere Spannungsfelder als auch reale Fallbeispiele in den Unterricht ein.

Wie mir das Studium geholfen hat
Ich selbst habe für meinen zurückliegenden Missionsdienst in Thailand auch einen Kurs im Bereich interkulturelle Ethik belegt. Das Studium hat mir geholfen, mich und meine Vorprägung besser zu verstehen, die Aussageabsicht biblischer Texte tiefer zu ergründen und andere Kulturen wertschätzend kennenzulernen. In der Rolle als Wegbegleiter konnte ich so gemeinsam mit einheimischen Geschwistern Wege finden, die unserer Verantwortung vor Gottes Wort und unseren teils unterschiedlichen Sichtweisen gerecht werden. Mit der zusätzlichen Perspektive haben biblische Texte noch mehr Tiefe für mich gewonnen. Wenn in Studienkursen und Weiterbildungen dann noch Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und konfessionellen Hintergründen zusammenkommen, wird ein Anliegen der AWM Korntal ganz praktisch erlebbar: die Einheit in Vielfalt, verbunden durch Gottes Mission in dieser Welt. Gemäß dem Bildungsverständnis der AWM wird hier schon im Studium eingeübt, „anderen sensibel und wertschätzend zu begegnen, sich selbst und den eigenen Kontext kritisch zu reflektieren, theologisch fundiert und fachlich kompetent zu arbeiten, die eigene christliche Spiritualität aktiv zu vertiefen“.
Profil der Studenten hat sich verändert
In den vergangenen 50 Jahren hat sich das Profil der Studenten verändert: Waren es zunächst fast ausschließlich Missionare, die sich für den Auslandseinsatz vorbereiteten, so kamen über die Jahre Menschen aus vielfältigen beruflichen Hintergründen hinzu, die mit unterschiedlichen Zielsetzungen studieren oder Weiterbildungen absolvieren.
Gaben besser einsetzen
Ein guter Teil der Studenten kommt als „reflective practitioners“ – sie sind also Praktiker, die ihre kulturübergreifende Arbeit auswerten und weiterentwickeln möchten. Das kann die Reflexion zwischen missionarischen Auslandseinsätzen sein, Überlegungen zu interkulturellem Gemeindebau in Deutschland – oder die grundsätzliche Frage, wie sich das Evangelium Gottes in einer vielkulturellen Welt glaubwürdig leben lässt. Zum Beispiel in der Automobilbranche, wie Petrus Barseyten, Projektmanager in der Digitalen Transformation bei einem Stuttgarter Automobilkonzern, erzählt: „Biblische Wertmaßstäbe sind im Berufsalltag richtungsweisend und schaffen gute Beziehungen. Mein Anliegen, meine Teamkollegen ‚höher zu achten als mich selbst‘, wird wahrgenommen und schafft Gelegenheiten für tiefergehende Gespräche. Im Studium konnte ich meine Gaben entwickeln und nun besser einsetzen – auch neben meinem Beruf in der Gemeindegründung.“
Absolventen der AWM Korntal stehen oft in interkultureller Lehrund Leitungsverantwortung.
— Daniel Böhm
Corona – Einschränkung und Chance
Für einige eröffnen die akademischen Abschlüsse auf Master- und Promotionsebene neue Aufgabenbereiche. Absolventen der AWM Korntal stehen oft in interkultureller Lehr- und Leitungsverantwortung. Dass unter den aktuellen Umständen der Unterricht gerade ausschließlich online möglich ist, erleben manche als Einschränkung, andere als Chance. Viele vermissen den anregenden Austausch während und zwischen den Lehreinheiten. Für andere wird die Teilnahme im Online-Format gerade erst möglich: So kommen in den Kursen Christen aus verschiedenen Zeitzonen zusammen und können ganz konkrete Fragen gemeinsam besprechen – über alle Kontinente hinweg.
AWM Korntal
Die AWM Korntal gliedert sich in drei Bereiche:
• Die European School of Culture and Theology bietet Abschlüsse auf Master- und Promotionsebene sowie zertifizierte, themenbezogene Kom-pakt-Weiterbildungen (Certificates of Advanced Studies, auch auf Englisch und Arabisch).
• Im Weiterbildungsbereich finden sich breitgefächerte Angebote: von Systemischer Organisationsentwicklung bis hin zu Messianischem Lehren und Lernen.
• Das Europäische Institut für Migration und Islamthemen forscht zu aktuellen gesellschaftlichen und religiösen Themen und ist Plattform für integrationsfördernde Begegnungen.
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