
Die Cancel Culture gefährdet die Freiheit
Das Schweigen der Mitte
Ulrike Ackermann

Die Frankfurter Politikwissenschaftlerin Prof. Ulrike Ackermann sieht in ihrem Buch die Wissenschaftsfreiheit und in der Folge auch die Meinungsfreiheit in Deutschland gefährdet. Im „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ (www.netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de) plädiert sie mit anderen Universitätswissenschaftlern für freie und kontroverse Debatten, die aktuell durch die Cancel Culture (Löschkultur) und Political Correctness (Politische Korrektheit) unmöglich werden. Das Buch ist deshalb für Christen lesenswert, weil in den Blick von Vertretern der Cancel Culture auch Christen geraten, die sich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzen oder nicht die Gendersprache übernehmen wollen.
Zahlreiche Belege, wie die Wissenschaftsfreiheit eingeschränkt wird, führt die Autorin in ihrem faktenreichen Buch an. So sollte 2017 der Vorsitzende der Deutschen Polizei Gewerkschaft, Rainer Wendt, im Rahmen einer Vortragsreihe zum Thema Migration und Integration, die die Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter initiiert hatte, an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sprechen. Nach Protesten des AStA sowie wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren ist Wendt wieder ausgeladen worden. Kein Einzelfall, denn im Herbst 2019 verhinderten linke Studenten an der Universität Hamburg einen Vortrag des FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner. Die ideologische Diskreditierung von Referenten, Themen und Standpunkten verhindere die Wissenschaftsfreiheit, so Ackermann. Das Gleiche gelte für die Political Correctness.
Die Autorin legt eindrücklich dar, wie ein fortschreitender Prozess der Viktimisierung laufend neue Definitionen und Kategorien dessen hervorbringt, was politisch korrekt und nicht korrekt ist, wodurch die Meinungsfreiheit abnimmt. Das bedeutet: Immer mehr und neue Opfergruppen werden ge- oder erfunden, die sich aus unterschiedlichsten Gründen angeblich beleidigt, verletzt oder gekränkt fühlen. Im Zuge dieser Viktimisierung darf Kritik an negativen Entwicklungen – etwa bei der Migration, im Islam oder dem Islamismus – nicht mehr geäußert werden, da dies als Islamophobie diskreditiert wird.
Peter Schuster, freier Journalist